Addis Abeba in Äthiopien

Reiseführer
Äthiopien

Tipps und Infos für deinen Urlaub in Äthiopien

Vielseitig in seinen Landschaften, reich an geschichtlichem Erbe: Äthiopien ist als Reiseziel dennoch bislang ein Insidertipp geblieben. Dabei deckt ein Urlaub in Äthiopien viele Interessen ab. Erlebe Wanderungen durch die hohen Bergregionen im Norden oder Safaris in den tierreichen Nationalparks im Süden und lass dich von den Weiten des Hochlandes und unberührten Seen verzaubern. Auf Kulturinteressierte warten eine jahrtausendelange Geschichte und deren Zeugen, spannende Museen, die Felsenkirche von Lalibela sowie eine lange künstlerische Tradition.

Kurz zusammengefasst

Was sind die wichtigsten Fakten über Äthiopien?

  • Hauptstadt: Addis Abeba
  • Amtssprache: Amtssprache ist Amharisch, zweite Verkehrssprache ist Englisch. Es gibt allerdings mehr als 70 gleichrangig anerkannte Regionalsprachen.
  • Staatsform: Parlamentarische Republik
  • Fläche: Mit einer Fläche von etwa 1.104.000 km² ist das Land mehr als dreimal so groß wie Deutschland.
  • Einwohnerzahl: Ca. 99.3 Millionen (Stand 2015)
  • Flugdauer: ca. 13 Stunden ab/bis Deutschland
  • Zeitzone: UTC+3
  • Geografische Lage: Äthiopien liegt im Osten des afrikanischen Kontinents.
  • Währung: Äthiopischer Birr (ETB)
  • Stromspannung: 200 V, 2-polige Stecker, Adapter empfohlen.

 

Beste Reisezeit

Wann sollte ich nach Äthiopien reisen?

Im Großteil des Landes herrscht tropisches Klima. Hier klettern die Thermometer fast immer über 25°C, wobei die höchsten Temperaturen im März und April erreicht werden. Regen kommt am häufigsten zwischen Juni und September, oft in Form eines Monsunregens, vor. Im Zentralland, wo die Hauptstadt Addis Abeba liegt, ist das Klima gemäßigt. Das Wetter ist durchschnittlich um 5 Grad kühler, die Niederschläge häufiger. Am kühlsten ist es in den Bergen über 2.500 m und besonders im Sommer auch sehr feucht. Ein Extrem stellt die Danakil-Wüste da, wo auch schon mal Temperaturen von 50°C erreicht werden. Die ideale Reisezeit für Äthiopien sind somit die Monate Oktober bis Mai, insbesondere zwischen November und Januar herrschen die für Europäer angenehmsten Temperaturen.

Für was ist Äthiopien bekannt?

Addis Abeba

Addis Abeba – übersetzt „Neue Blume“ – ist Hauptstadt, größte Metropole und Wirtschaftszentrum Äthiopiens in einem. Die mehr als 3 Mio. Einwohner zählende Stadt ist die höchstgelegene Hauptstadt Afrikas, liegt sie doch mehr als 2.000 m über dem Meeresspiegel. Ein guter Ausgangspunkt für Besucher der Stadt ist die Universität. In ihrer Umgebung befinden sich viele Sehenswürdigkeiten und kulturelle Einrichtungen. Empfehlenswert ist das Ethiopian National Museum, das auch großen europäischen Museen um nichts nachsteht. Es stellt die Entwicklung des Menschen auf äthiopischem Boden über Jahrtausende dar, beginnend bei archäologischen Ausgrabungsstücken – etwa eine Nachbildung der bekannten Fossilie „Lucy“ – bis hin zu Kunstwerken der jüngeren Vergangenheit. Die ideale Ergänzung dazu ist das ganz in der Nähe gelegene Ethnological Museum und wer sich für die künstlerische Seite des Landes interessiert, benötigt auch zum Modern Art Museum nur wenige Minuten zu Fuß.

Wenn du tief in das leidenschaftliche Leben in afrikanischen Großstädten eintauchen möchtest, lohnt sich ein Besuch des Mercato. Auf dem größten Freiluftmarkt Afrikas wird alles Erdenkliche verkauft und die Gerüche, das Stimmengewirr und Gewusel ist ein Erlebnis für sich. Wer sich lieber aus der Distanz ein Bild von Addis Abeba macht, der besucht den Berg Entoto am Stadtrand. Von der dortigen Marienkirche aus hast du einen beeindruckenden Ausblick über die Hauptstadt.

Lalibela

Lalibela liegt etwa eine Flugstunde oder ca. 675 km nördlich von Addis Abeba. Hier findest du eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten in ganz Äthiopien, die Felsenkirchen. Insgesamt elf Kirchen stellen eine architektonische Einzigartigkeit dar. Sie wurden direkt in den rötlichen Lavastein hineingemeißelt, was sie zu einigen der größten Monolith-Bauwerken der Welt macht. Viele der Kirchen sind mehrstöckig, sie erreichen eine Höhe von bis zu 10 m und teilweise eine Fläche von bis zu 800 m². Die um das Jahr 1250 errichteten Felsenkirchen von Lalibela gelten bis heute als herausragende Leistung der frühen Handwerkskunst und zählen deshalb auch seit 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Aksum und Gondar

Im Norden von Äthiopien liegen gleich zwei frühere Hauptstädte des Landes. Aksum gilt bis heute als religiöses Zentrum Äthiopiens und zählt deswegen auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist der wichtigste Pilgerort der äthiopischen Christen, wird hier doch der Überlieferung nach die sagenumwobende Heilige Bundeslade aufbewahrt. Lange Zeit stellte Sie das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum eines Landes dar, dass zu den Großreichen der späten Antike zählten. Schon im 4. Jahrhundert unterhielt die Stadt Handelsbeziehungen, die bis zum Römischen Reich und dem Indischen Ozean reichten. Mittelpunkt von Aksum ist der Stelenpark. Bereits in vorchristlicher Zeit wurden hier Stelen in Gedenken an verstorbene Würdenträger aufgestellt. Viele davon sind gut erhalten, die höchste aufrecht stehende Granitsäule ist 24 m hoch. Auch die Überreste mehrerer Paläste, königliche Grabmäler und die aus dem 4. Jahrhundert stammende Kirche der Heiligen Maria von Zion sind wichtige Pilgerorte und Sehenswürdigkeiten zugleich.

Gondar ist bekannt für seine Burgen und Kirchen. Vor allem das Zentrum der mit 340.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt von Äthiopien ist voll mit historischen Prachtbauten, die von der Zeit als anmutige Hauptstadt des Landes zeugen. Gondar wurde von Kaiser Fasilidas gegründet und unter seiner Regentschaft entstand im 17. Jahrhundert etwa der prunkvolle Palast. Umgeben ist der sehr gut erhaltene Palastbezirk von einer historischen Stadtmauer. Im Bezirk selbst sind neben dem Palast auch noch zahlreiche andere Gebäude wie die Bibliothek, eine Sauna, Kirchen und prachtvolle Gärten zu besichtigen. Sind die frühen Gebäude noch in schlichtem Stil gehalten, zeugen Verzierungen an späteren Bauwerken von den Einflüssen durch Handelsbeziehungen mit Indien und Portugal.

Wüste Danakil

Sie ist ein Ort der Extreme und einer der heißesten Punkte der Erde: die Wüste Danakil. In dieser Gegend wurden Überreste von frühen Menschen gefunden, sodass die Forschung heute davon ausgeht, dass sich hier der Homo sapiens entwickelte und begann die ganze Welt zu besiedeln. Heute ist dieser Teil der Welt jedoch ein lebensfeindlicher Ort. Temperaturen von mehr als 50°C sind keine Seltenheit und der Boden heizt sich sogar auf Temperaturen von bis zu 70°C auf. Hinzu kommen zwei aktive Vulkane, von denen im Erta Ale dauerhaft ein Lavasee brodelt. Ausflüge in diese Region sind aber trotzdem möglich. Unter Führung von einheimischen Nomaden kannst du auf Kamelen oder in Jeeps eine der am wenigsten besuchten Regionen der Welt kennenlernen. Die Tour führt dich nicht nur zum Erta Ale, sondern auch zu farbenprächtigen Schwefelquellen und einem der wenigen Gewässer der Wüste. Das Geothermalgebiet Dallol wird überwiegend zum Salzabbau genutzt, beeindruckt Besucher aber mit bizarren, aus dem Boden ragenden Formationen.

Auf Wanderung durch Äthiopiens Bergwelten

Wandern in Äthiopien ist ein Abenteuer, das dich durch einzigartige Landschaften mit einer vielseitigen Tierwelt führt – ohne dass du dabei auf Infrastruktur verzichten musst. Besonders zwei Regionen sind hierfür beliebt. Der Simien Nationalpark liegt im Norden des Landes. Diese Gegend ist vor allem für geübte Wanderer mit Bergerfahrung geeignet, liegt das Basislager doch auf einer Höhe von 3.200 Metern. Von hier aus beginnen Touren, die zwischen zwei und zwölf Tage dauern und dich zu einigen der höchsten Gipfel des Landes bringen. Höhepunkt ist der Ras Dashen, mit 4.533 m höchster Berg des Landes. Unterwegs begegnest du bedrohten Tierarten wie dem Äthtiopischen Steinbock, Geiern und Pavianen. Die Übernachtung erfolgt in Zelten.

Der Bale Mountains Nationalpark in Äthiopiens Zentralland liegt etwas niedriger, weswegen auch die Wanderwege hier einfacher zu bewältigen sind. Eine mögliche Tour führt dich zum Harenna-Wald, dem letzten unberührten Urwald in Äthiopien, oder zu Sof Omar, dem umfangreichsten Höhlensystem in ganz Afrika. Die Infrastruktur ist hier hervorragend. Im ganzen Nationalpark patrouillieren ausgebildete Ranger und für Wanderer stehen mehrere Hütten bereit, die von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit errichtet wurden.

Afrika pur: Der wilde Süden

Safaris in Äthiopien erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. In den Nationalparks Mago und Omo leben Antilopen, Büffel, Elefanten, Giraffen, Leoparden sowie Löwen und sind in großer Zahl in freier Wildbahn zu beobachten. Möglich ist das etwa von einem der vielen Hochstände oder einem Jeep aus, der dich ganz nahe zu den Herden bringt.

Heimisch in diesen Landesteilen sind aber auch viele facettenreiche Naturvölker. Die bekanntesten davon sind vermutlich die Mursi. Unter den Frauen dieses Stammes ist es üblich, sich schon in jungen Jahren Teller in die Unterlippe einzusetzen, die dann das ganze Leben lang immer weiter vergrößert werden. Im Zuge von Rundfahrten ist es auch möglich die Angehörigen zu treffen, die sich zu diesem Zweck in feierlichen und farbenfohen Gewändern präsentieren.

Christentum und Kunst: Die kulturelle Seite des Landes

Die äthiopische Kultur ist vor allem vom Christentum beeinflusst. So blickt das Land auf eine lange Tradition von religiöser Kunstmalerei zurück. Auch die Darstellung von Ikonen auf Glasflächen oder Büchern wird in Äthiopien seit Jahrhunderten praktiziert und ist deswegen auf einem hohen künstlerischen Niveau. Dazu sind aus keinem anderen Land der Welt so viele Darstellungsformen von Kreuzen bekannt wie aus Äthiopien. Einige von diesen Kunstschätzen sind im Musem of Modern Art des Goethe Instituts in Addis Abeba zu sehen.

Zu großer Bekanntheit haben es äthiopische Sportler gebracht wie etwa der Langstreckenläufer Haile Gebrselassie, der in seiner Laufbahn 26 Weltrekorde aufgestellt hat und zweimal Olympiagold holte. Sein Fast-Namensvetter Haile Selassie war mehrmals Regent Äthiopiens und wird in der karibischen Rastafari-Religion als Gott verehrt. Verpasse im Urlaub in Äthiopien nicht die Gelegenheit, einen einheimischen Kaffee zu trinken: Das Land gilt als Heimat der Kaffeebohne und hat hervorragende sowie exklusive Sorten zu bieten.

Äthiopiens lange und stolze Geschichte

Viele Wissenschafter halten Äthiopien für die „Wiege der Menschheit“, wurden hier doch jahrtausendealte Skelette von Vorfahren heutiger Menschen gefunden. Als Star gilt die etwa 3,2 Mio. Jahre alte „Lucy“, deren Fund die Forschung 1974 in Aufruhr versetzte. Viele archäologische Fundstücke sind im Museum in Wuqro und im Nationalmuseum Addis Abebas zu besichtigen.

Das heutige Äthopien geht auf das Kaiserreich Abessinien zurück, das bereits um das Jahr 980 v.Chr. gegründet wurde. Es bestand aus Äthiopien und dem heutigen Nachbarland Eritrea. Schon im Jahr 350 wurde das Christentum zur Staatsreligion erklärt. Das Reich wurde von verschiedenen Dynastien angeführt und hatte mehrere Angriffe von islamischen Eroberern zu überstehen, die allesamt abgewehrt werden konnten. Als Italien 1934 aus dem bereits besetzten Eritrea in Äthiopien einmarschierte, wurde es zur Kolonie. Im Zweiten Weltkrieg befreit, übernahm 1974 eine sozialistische Diktatur die Macht, die das Land fortan beherrschte und eine entsetzliche Hungersnot mit sich brachte. Die Diktatur wurde 1989 durch einen Bürgerkrieg beendet und seit 1995 besteht Äthiopien wieder als Demokratische Republik.

Typisch Äthiopien: Einige Verhaltenstipps für Urlauber

  • Abwechslungsreiche Landschaften und Höhenlagen bringen natürlich unterschiedliche Anforderungen an das Reisegepäck mit sich. Vor einem Urlaub in Äthiopien empfiehlt es sich, genau zu wissen wohin die Reise geht. In den hohen Regionen ist Schutzkleidung gegen die Winde und Minusgrade ratsam, im Flachland wird hingegen lange und helle Kleidung empfohlen. In allen Gebieten gilt: Ausreichend Sonnencreme mitnehmen.
  • Trinkgelder sind nur in Hotels üblich. Allerdings freut sich jeder Kellner über ein kleines Zubrot ihrerseits. Im Land ist es verbreitet, Bettlern rund um Kirchen Geld zu geben. Sei hierbei keine Ausnahme. Bei Reisen in ländlichen Gebieten wird Ihre Anwesenheit wahrscheinlich große Aufmerksamkeit erregen. Kleine Gebrauchsgegenstände als Geschenk erfreuen sich großer Beliebtheit, Geldgeschenke zu verteilen ist weniger angebracht.
  • Im Land gibt es eine lange christliche sowie islamische Tradition, die unbedingt respektiert werden sollte. Unbedeckte Schultern und Knie sind generell unangebracht und in islamischen Einrichtungen werden oft auch Kopfbedeckungen bei Frauen und ausgezogene Schuhe bei beiden Geschlechtern erwartet. Wenn du Menschen fotografieren möchtest, bitte vorher um Erlaubnis fragen.
  • Gegessen wird in Äthiopien üblicherweise mit der rechten Hand. Nur manche Restaurants, die häufig von Urlaubern besucht werden, servieren auch Besteck. Ganz üblich ist es übrigens, sein Gegenüber mit einer Kostprobe der eigenen Mahlzeit zu füttern. Das gilt als Respektsbekundung.
  • An dieser Stelle muss natürlich auch erwähnt werden, dass Äthiopien nicht frei von Konflikten ist, die vor allem in den Grenzregionen immer wieder aufbranden. Vor einer Reise solltest du unbedingt die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes beachten, ob für bestimmte Regionen Reisewarnungen vorliegen. In diesem Fall solltest du jene Regionen ganz meiden oder nur unter der Führung eines Einheimischen besuchen.